Am 6. März 2025 fand das Packforce Packaging Update Nr. 4 statt – eine hochkarätig besetzte Fachveranstaltung, die sowohl vor Ort, im "Haus der Ingenieure" in Wien, Österreich, als auch digital zahlreiche Teilnehmenden aus der Verpackungsbranche versammelte. Organisiert von Packforce Austria, diente das Event als Orientierungshilfe in einer Zeit grosser regulatorischer Veränderungen. Im Fokus standen die Anforderungen der neuen EU Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) und deren Auswirkungen auf Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Die PPWR verändert die Branche
Gleich zu Beginn wurde deutlich: Die neuen EU-Vorgaben werden die Verpackungslandschaft massiv umgestalten. Charlotte, Lina und Manfred führten mit einer umfassenden Einführung ins Thema. Die zentrale Botschaft: „Kopf in den Sand stecken“ ist keine Option – Unternehmen müssen sich aktiv vorbereiten. Die Vortragenden skizzierten die aktuelle Entwicklung der PPWR und zeigten auf, welche Änderungen bereits beschlossen wurden und welche regulatorischen Details noch ausstehen.
Kernpunkte der Veranstaltung: Was Unternehmen wissen müssen
In einer Reihe praxisnaher Vorträge wurden die drängendsten Fragen rund um die neue Verordnung erörtert. Besonders im Mittelpunkt standen die Themen Recyclingfähigkeit, Rezyklateinsatz, Verpackungsminimierung und Kennzeichnungspflichten.
1. Recyclingfähigkeit: Ab 2030 wird es ernst
Eine der wichtigsten Änderungen betrifft die Recyclingfähigkeit von Verpackungen.
- Ab 2030 müssen Verpackungen Design-for-Recycling-Kriterien erfüllen.
- Der Mindest-Recyclinganteil liegt bei 70 Prozent, bis 2038 steigt er auf 80 Prozent.
- Verpackungen mit zu geringen Recyclingquoten werden nicht mehr auf den Markt zugelassen.
Das bedeutet: Unternehmen müssen ihre Verpackungsdesigns grundlegend überdenken. Multimaterialverpackungen werden es zunehmend schwer haben, während Monomateriallösungen bevorzugt werden.
2. Rezyklateinsatz: Woher soll das Material kommen?
Neben der Recyclingfähigkeit wurde auch der verpflichtende Rezyklateinsatz heiss diskutiert.
- Post-Consumer-Rezyklate (PCR) werden in vielen Verpackungen vorgeschrieben.
- Herausforderung: Die benötigten Mengen sind am Markt noch nicht ausreichend vorhanden.
- Besonders problematisch: Lebensmittelverpackungen, da nicht genug lebensmitteltaugliches Rezyklat zur Verfügung steht.
Hier wurden Strategien vorgestellt, wie Unternehmen sich frühzeitig auf die kommenden Anforderungen einstellen können.
3. Verpackungsminimierung & Wiederverwendung: Mehr ist nicht besser
Ein weiteres zentrales Thema der PPWR ist die Reduktion unnötiger Verpackungen.
- Ab 2030 dürfen Verpackungen nur noch das nötige Minimum an Material und Volumen enthalten.
- Doppelwände und übermässige Leerraumverpackungen werden verboten.
- Im E-Commerce gilt eine neue Regelung: Verpackungen dürfen maximal 50 Prozent Leerraum enthalten.
- Auch Mehrwegquoten werden vorgeschrieben: Besonders Transportverpackungen müssen künftig häufiger wiederverwendet werden.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Verpackungsprozesse zu überarbeiten, ohne dabei Produktschutz und Markenwirkung zu gefährden.
Technologische Lösungen: Wie sich Unternehmen vorbereiten können
Neben den regulatorischen Anforderungen wurden auch konkrete Lösungen für die Industrie vorgestellt.
Recyclingfähigkeit in der Praxis: Die Sortieranlage Enns als Beispiel
Dieter Schuch von der ARA präsentierte die neue Sortieranlage in Enns, die mit modernster Technologie eine präzisere Trennung von Verpackungsmaterialien ermöglicht.
- 40 Infrarotseparatoren und weitere hochentwickelte Sortiermechanismen steigern die Recyclingqualität.
- Die neue Anlage trennt nicht nur Verpackungsmaterialien, sondern sortiert auch nach Farben – ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Materialkreisläufe.
Mit solchen innovativen Technologien könnte es gelingen, die steigenden Recyclinganforderungen zu erfüllen.
Der Handel unter Zugzwang: Julia Lettner von Spar zur Datenherausforderung
Auch der Handel wird durch die PPWR stark in die Pflicht genommen. Julia Lettner von Spar erläuterte, wie sich grosse Handelsunternehmen auf die neuen Vorgaben vorbereiten müssen.
- Eigenmarken müssen alle Recycling- und Materialanforderungen erfüllen.
- Handelsketten benötigen detaillierte Daten zu Verpackungsmaterialien und -strukturen, um Konformität nachweisen zu können.
- Verpackungskennzeichnungen müssen harmonisiert werden, um Konsument:innen klare Informationen zu bieten.
Hier zeigte sich besonders: Ohne ein gut organisiertes digitales Datenmanagement wird die Umsetzung der PPWR kaum zu bewältigen sein.
Warum dieses Event für Unternehmen so wichtig war
Die Packforce-Veranstaltung machte deutlich, dass die PPWR eine der grössten Veränderungen für die Verpackungsbranche der letzten Jahrzehnte darstellt. Viele Unternehmen sind noch unsicher, wie sie die neuen Vorschriften umsetzen sollen.
Herausforderungen für Unternehmen
- Regulatorische Unsicherheit: Viele Details sind noch nicht vollständig geklärt.
- Datenmanagement: Die Menge an erforderlichen Verpackungsinformationen stellt Unternehmen vor grosse Hürden.
- Investitionsbedarf: Recyclingfähige Verpackungen erfordern in vielen Fällen technologische und logistische Umstellungen.
Was jetzt zu tun ist
Die zentrale Botschaft der Referent:innen war eindeutig: Unternehmen müssen jetzt handeln.
- 2027 treten erste Vorgaben in Kraft, darunter neue Kennzeichnungspflichten.
- 2030 ist näher als gedacht – Unternehmen, die ihre Verpackungen erst in fünf Jahren umstellen, sind bereits zu spät dran.
- Eine strategische Planung ist unerlässlich, um langfristig konform zu bleiben.
Fazit: Orientierung in einem komplexen Umfeld
Das Packforce Packaging Update Nr. 4 bot Fachleuten eine wertvolle Gelegenheit, sich über die bevorstehenden Änderungen zu informieren und praxisnahe Strategien für die Umsetzung der PPWR zu entwickeln.
Unternehmen, die sich frühzeitig auf die neuen Vorgaben einstellen, können nicht nur Strafen vermeiden, sondern auch langfristig Wettbewerbsvorteile erzielen. Die wichtigste Erkenntnis des Events: Der Wandel kommt – wer vorbereitet ist, kann ihn für sich nutzen.
Hier geht es zur Post-Event-Seite mit der Videoaufzeichnung und weiteren Materialien.