Ein Rückblick auf das Packforce Packaging Update Nr. 4 vom 6. März 2025 in Wien
Einordnung und Auftakt
Die vierte Ausgabe des Packforce Packaging Updates brachte Fachleute aus Industrie, Handel und Recycling in Wien zusammen – mit einem klaren Fokus: die praktische Umsetzung der EU-Verpackungsverordnung (PPWR). Johannes Bergmair (Packforce Austria) eröffnete die Informationsveranstaltung mit einem klaren Ziel: schneller, relevanter Austausch statt Tagungsmarathon.
PPWR: Zeitplan, Ziele und Herausforderungen
Charlotte Neumair, Lina Wimmer und Manfred Tacker von Circular Analytics beleuchteten die zentralen Vorgaben der PPWR. Besonders Artikel 6 mit den Recyclingfähigkeitsanforderungen ab 2030 stand im Fokus – inklusive delegierter Rechtsakte und geplanter Ökomodulation. Wichtig für alle Akteure: Nicht erst 2030 starten – viele Verpflichtungen greifen bereits ab 2027.
Technische Umsetzung: Normen, Tabellen, Unsicherheiten
Manfred Tacker zeigte die aktuelle Normierungsarbeit rund um Design-for-Recycling-Kriterien, bei der Kunststoffverpackungen vorausgehen – andere Packstoffe müssen rasch aufholen, um der EU-Kommission nicht das Feld zu überlassen. Bis Ende 2025 sollen technische Spezifikationen vorliegen, 2026 dann als Grundlage für verbindliche Vorgaben dienen.
ARA zeigt Praxisbezug: Neue Sortieranlage in Enns
Dieter Schuch (ARA) präsentierte die neue Sortieranlage in Enns, die mit Infrarottechnik bis zu 20 Fraktionen differenziert erfasst und Recyclingfähigkeit in der Praxis sichert. Auch Folien werden automatisch getrennt – ein Novum in Österreich. Die Anlage sortiert nach Kunststofftyp und Farbe, was höhere Rezyklatqualität ermöglicht.
Einblicke aus dem Handel: SPAR und das Datenmanagement
Julia Lettner (SPAR) berichtete aus Handelssicht. Mit einem Eigenmarkenanteil von 45 % ist der Datenbedarf enorm. Die PPWR verlangt granulare Verpackungsdaten – und das digital, nicht auf Papier. Lettner plädierte für einen einheitlichen Workflow entlang der Supply Chain, um Konformitätsbewertungen überhaupt praktikabel umsetzen zu können.
Konformität, Verantwortung und strategisches Handeln
Ein zentrales Fazit zog sich durch alle Beiträge: Unternehmen müssen ihre Rolle in der Wertschöpfungskette definieren – ob Erzeuger, Hersteller, Importeur oder Vertreiber – und darauf aufbauend Datenstrukturen, Prozesse und Verpackungsstrategien entwickeln. Die PPWR ist kein Greenwashing-Vehikel, sondern ein regulatorischer Systemwechsel mit tiefgreifenden operativen Folgen.
Relevanz für die Schweiz
Auch wenn die Schweiz nicht EU-Mitglied ist, wird die PPWR weitreichende Auswirkungen auf exportierende Unternehmen, internationale Handelsbeziehungen und regulatorische Standards haben. Schweizer Firmen, die in den EU-Raum liefern oder dort Verpackungen in Verkehr bringen, müssen vergleichbare Nachweise und Daten bereitstellen – am besten schon jetzt.