Die Verpackungsmesse Empack 2025 in Zürich rückte die Herausforderungen und Chancen der Branche in den Mittelpunkt. Neben neuen Trends und Technologien standen vor allem regulatorische Unsicherheiten, der Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Fokus der Diskussionen. Am «Medien-Roundtable» im Rahmenprogramm der Messe gab Andreas Zopfi, Geschäftsführer des Schweizerischen Verpackungsinstituts (SVI), einen Einblick in die aktuelle Lage der Verpackungsindustrie und erklärte, warum es nun auf Mut und langfristige Planung ankommt.
Regulierung bringt endlich Klarheit –und Aufbruchsstimmung
Die Verpackungsbranche wurde 2024 von Unsicherheit rund um die EU Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) geprägt. Investitionen wurden zurückgehalten, da unklar war, welche Verpackungen künftig erlaubt sind. Nun, da die PPWR verabschiedet wurde, sieht Andreas Zopfi eine positive Entwicklung: «Diese Rechtsunsicherheit hat sich gelegt. Unternehmen können wieder planen, und das bringt eine gewisse Aufbruchstimmung. »
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen zeigt sich ein neues Mindset in der Branche. «2024 war die Stimmung negativ, heute spürt man eine vorsichtige Zuversicht. Unternehmen wissen nun, wo die Reise hingeht», erklärte Zopfi weiter. Diese Klarheit sei entscheidend, um nachhaltige und zukunftsfähige Verpackungslösungen zu entwickeln.
Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft: Chancen und Herausforderungen
Auch das Thema Nachhaltigkeit spielte auf der Messe eine zentrale Rolle. Andreas Zopfi betonte, dass die Kunststoffrecycling- Initiativen in der Schweiz bereits gut etabliert seien. Allerdings könnten neue Materialien wie kompostierbare Kunststoffe bestehende Recyclingstrukturen stören.
«Es ist wichtig, sensibel mit neuen Materialien umzugehen, damit die bestehenden Kreisläufe nicht beeinträchtigt werden. Die Schweiz hat kein Kunststoffproblem, aber wir müssen weiterhin in funktionierende Sammelsysteme investieren », so Zopfi. Während solche Innovationen in Ländern mit unzureichenden Recyclingstrukturen sinnvoll sein können, sieht er für die Schweiz vor allem die Notwendigkeit, bestehende Systeme weiter zu optimieren.
Fachkräftemangel: Bedarf an Verpackungsexperten steigt
Ein weiteres Problem bleibt der Fachkräftemangel. Die Nachfrage nach Packaging Managern wächst stark, da Unternehmen zunehmend regulatorische Expertise benötigen. «Ich war überrascht, wie viele offene Stellen es im Bereich Verpackung gibt. Unternehmen brauchen Fachkräfte, die sich mit den komplexen neuen Vorschriften auskennen», so Zopfi.
Diese Entwicklung zeigt, dass Verpackung heute viel mehr ist als nur ein funktionaler Schutz: Es braucht spezialisiertes Wissen und den Mut, in Ausbildung und Innovation zu investieren. «Verpackung war früher eine Nebensache, heute ist sie ein strategischer Bestandteil der Lieferkette », betonte der SVI-Geschäftsführer.
KI: Potenzial für Prozessoptimierung
Die Künstliche Intelligenz bietet der Verpackungsbranche grosses Potenzial für Prozessoptimierungen, wird aber noch zögerlich eingesetzt. «Wir stehen in der Verpackungsindustrie erst am Anfang der KI-Nutzung. Es braucht mehr Mut und Offenheit, neue Technologien auszuprobieren », erklärte Zopfi. Besonders in der Automatisierung und Qualitätssicherung könnten KI-Anwendungen zu Effizienzsteigerungen führen. Allerdings bleiben rechtliche Fragen offen, die Investitionen erschweren.
Auch Jan Eberle von GS1 Switzerland sieht den gezielten Einsatz von KI als entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. «Die Branche hat den Hype um KI hinter sich gelassen. Jetzt geht es darum, pragmatische Anwendungen zu finden, die echten Mehrwert schaffen.» Besonders in Kombination mit neuen Standardisierungsmassnahmen wie dem digitalen Produktpass könnten Unternehmen von technologischen Fortschritten profitieren.
Verpackungsmesse als Plattform für Austausch und Innovation
Die Empack 2025 zeigte sich erneut als wichtige Plattform für den Austausch zwischen Unternehmen, Verbänden und Experten. Stefan Voegele, Head of Event von Easyfairs Switzerland, betonte die Bedeutung des persönlichen Kontakts: «Trotz fortschreitender Digitalisierung bleibt der direkte Austausch im B2B-Bereich essenziell. Eine Messe bietet Raum, um Trends zu diskutieren und Vertrauen aufzubauen.»
Ein Highlight war die neue Start-up Area by Swiss SupplyChainTech in Halle 4, wo vier innovative Jungunternehmen ihre Lösungen präsentierten. Die Innovation Gallery bot den Fachbesuchern zusätzlich einen kompakten Überblick über acht zukunftsweisende Entwicklungen in der Verpackungstechnologie.
Impulse aus der Logistik:Fachkräftemangel und Innovationen
Auch die Herausforderungen für den gesamten Wirtschaftszweig von Supply, inklusive Logistik, wurden nicht ausgeklammert. Daniel Moser von Movement’ 32 hob die dramatische Fachkräftesituation hervor: «Wenn wir jetzt nicht handeln, könnte die Zahl der fehlenden Fachkräfte bis 2032 auf 80 000 steigen.»
Lösungen wie die Initiative Movement’ 32 setzen auf gezielte Nachwuchsförderung und Imageverbesserung. Nur durch eine geschlossene Zusammenarbeit von Unternehmen und Verbänden könne der Fachkräftemangel langfristig bekämpft werden.
Technologie und Standardisierung: Ein Blick nach vorn
Neben KI spielt auch die Standardisierung eine immer grössere Rolle. Jan Eberle von GS1 Switzerland betonte, dass Unternehmen zunehmend auf innovative Standards wie den digitalen Produktpass setzen sollten. Nur so könnten sie die wachsenden regulatorischen Anforderungen ewältigen und langfristig wettbewerbsfähig bleiben.
Fazit: Chancen und Mut für die Zukunft der Verpackungsbranche
Die Empack 2025 hat klar gemacht, dass sich die Verpackungsbranche in einem fundamentalen Wandel befindet. Während die Regulierung nun Klarheit schafft, bleiben Fachkräftemangel, KI und Nachhaltigkeit zentrale Themen.
Andreas Zopfi forderte Mut und Innovationsgeist: «Der Weg ist steinig, aber die Unternehmen, die heute investieren und sich weiterentwickeln, werden langfristig profitieren.»